Mittwoch, 24. April 2013

Fazit der Gonzo-Forschung

Es fällt mir so schwer, eine Anleitung für Gonzojournalismus zu schreiben. Jeder zusätzliche -Ismus in dieser Welt fühlt sich an wie Staub zu Staub, ein profanes Dudenstück. Der Fokus auf die Begrifflichkeiten, eine brauchbare Klassifikation in der Logik eines Drop-Down-Menüs: Solche Denkweisen produzieren beim Thema Gonzo schlicht die falschen Fragen. Terminologien terminieren. Dabei handelt es sich hier eher um einen ‚Stil’, der sich über das definiert, was er nicht ist. Es entstehen Texte wie menschliche Negative für den üblichen Ernst.

Online Gonzojournalismus - Fazit

Ich werde hier aber keine Liste mit Donts präsentieren, die als Tabu-Kärtchen oder Erinnerungs-Post-It an eurem Bildschirmmonitor enden. Nein, das Schulische hat wenig gemein mit der Geste, die Journalismuslehrer ‘Gonzo-Journalismus‘, manch verwirrter Student gar ‘New Journalism’ nennt. Es geht dabei um ein taktisches Schreiben, nicht um den transparenten Handwerker, der allgemeine Nachvollziehbarkeit mit Ordnung und Disziplin in der Herstellung verwechselt. Gerade diese alte Erwartungshaltung ist ein Handlungsraum, in dem man weiter klebt, ihn jedoch nicht mehr gelten lassen will, ihn durch neue Perspektiven seiner alten Relevanz berauben möchte. Wir wollen flüchten - und haben dabei eine Menge zu sagen über die Wahrheit dieser Welt.

Die Geste des Gonzo-Journalisten

Wer beim Verfassen die Anerkennung seines Arbeitgebers ausblenden könnte, wäre bereits auf einem guten Weg. Die klassische Professionalität trägt zum “Wert” eines Gonzo-Stückes zumindest nicht bei. Der Autor sollte eine Rolle spielen in seinen Berichten, er muss die Wissenschaftlichkeit nicht achten, um Selbstsicherheit zu tanken. Bei Gonzo-Gesten geht es um nichts weniger als die Deutungshoheit über diese Welt; die sich keiner Autoritäten bedienen muss; außer dem eigenen Erleben und dem poetischen Ausdruck; der persönlich wird - wenn die Empfindungen beim Thema es denn verlangen. All dies ist eine Frage des Stils und damit auch echter Autorenschaft - deren Kopie und Enteignung übrigens nur noch wenig Sinn machen würde.

Das Gonzo-Journalismus-Vakuum

Hier im Blog wurde gesammelt. Warum, weiß ich selber nicht mehr. Zum Einen war es Service, zum Anderen wohl völlig naive Neugierde. Dieser Ticker ist eine herbe Enttäuschung für Freunde echter Systematik und war für ein thematisch verengtes Zielpublikum immer völlig ungeeignet. Diese Seite wurde damals beiläufig aufgesetzt und geriet dann zum Mülleimer für jeden Ausrutscher da draußen, der hinter seinen Worten persönlichen Verve zumindest vermuten ließ.

Warum kein Gonzo-Journalismus?

Und wie man weiß, ist der Jobmarkt weiterhin ein “Ich kenn Dich nicht”-Spielchen, das den Milieu-Familien die Besetzung vieler Redaktionsstellen ermöglicht. Eine in sich geschlossene Szene ohne Frischblutkur in den Gerinnsel-Köpfen, die sich völlig irrational an den Strohhalm der nüchtern objektiven Übermittlung klammern: Nur der schmutzige Boulevard kann diese Nachrichten-Verkäufer in Zukunft noch retten. Sie wollen nicht selber sein oder müssen dies täglich neu verschleiern in ihrer Arbeit. Hier kann man den Betroffenen als Menschenfreund nur noch bürgerliches Doppelleben wünschen. An den Erkenntnissen zur Branche selbst ändert dies nichts.

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Das Ende des Gonzo-Checkers

Ich weiß, es tut weh, wenn euch jemand fremdes voraus ist, der sich etwas Eloquenz und Relevanz auch noch so gelangweilt aus den Sackhaaren kratzt; aber das ist irgendwie nicht mein Problem. Die einen gehen intellektuell auf dem Zahnfleisch, andere müssen dies nicht aufwändig verschweigen. Vielleicht hattet ihr geistigen Kinder wirklich nie eine Wahl. ich schon.

Und deshalb schließe ich jetzt dieses Blog und ziehe weiter zu neuen Projekten ->.

Gute Gonzo-Artikel gab es hier sowieso nicht viele…

Euer Felipe